Vorletzte Woche bin ich bei ihm gewesen. Es war ein sonniger Frühlingstag, die Sonne schien angenehm warm, die Vögel zwitscherten und so wie vier Wochen zuvor hörte ich das aufgeregte Schreien der Händler vom Wochenmarkt, das nur durch eine vorbeisausende S-Bahn unterbrochen wurde. Aber für einen Platz in der Innenstadt Berlins ist es angenehm ruhig hier.
Jemand hatte Tulpen mitgebracht, gelbe, die in einer Vase neben dem kleinen, frisch eingepflanzten Kiefernbäumchen standen. An der anderen Ecke lag ein Urlaubsfoto, auf dem er in Badehose am Strand posierte. Ich erkannte ihn nicht sofort, weil er einen kleinen Hut trug, aber sein schelmisches Schmunzeln war unverkennbar. Sein Vater hatte Recht: Dies ist ein schöner Friedhof. Ein kleines Idyll am Puls des Lebens. Ich versuchte, ein paar Worte mit ihm zu sprechen, so wie man es in amerikanischen Filmen sieht, doch es gelang mir nicht. Mein Kopf war leer, und ich fand es lächerlich, mit seinem Grab zu reden. Vor allem stellte ich mich vor, wie er darüber lachen würde: „Das ist Kunst!“, hätte er sicher gespottet. Weiter lesen